Rezension von Cornelia Tsirigotis, Aachen, in der

Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung 4/2018


Hartwig Hansen ist als Autor für mich immer als Meister des „Auf-den-Punkt-Bringens“ in Kurztexten und eindrucksvollen reflektierten Fallgeschichten in Erscheinung getreten. In diesem Buch zeigt er diese Meisterschaft an Beispielen aus Teamsupervision und Coaching.

Hartwig Hansen rollt seine Fallgeschichten aus der Supervision von der Präsentation auf dem Flipchart auf. Supervisions- und Teamprozesse zu moderieren bedeutet für ihn Anstoßen, Sammeln, Ordnen, Festhalten, sozusagen Moderieren mit dem Flipchart. In den hier erzählten Fallgeschichten aus der Teamsupervision erläutert er anschaulich, wie er ein Flipchart zur Visualisierung des Supervisions- oder Teamentwicklungsprozesses einsetzt.

Die Möglichkeiten reichen vom einfachen Anschreiben von Schlüsselbegriffen und -fragen in Fallskizzen bis zum Anstoßen und auf den Weg bringen von Teamentwicklungsprozessen wie Leitbilddiskussionen und -überprüfungen. Auch komplexere Themen wie das Kommunikationsmodell von Schulz von Thun, das Johari-Fenster werden aus Anliegen der SupervisandInnen scheinbar mit Leichtigkeit am Flipchart entwickelt und vertieft. Was oberflächlich betrachtet wie ein Toolbuch aussehen mag, liest sich für mich vielmehr als die Beschreibung der Arbeit eines Supervisors und Coachs, der präsent, aufnahme-, nahezu sprungbereit, mit vollem Zugriff auf sein Methodenspektrum agiert und es dazu gewohnt ist, sein Flipchart einzusetzen, um alles, was kommt, festzuhalten. Dabei bedient sich Hartwig Hansen ein paar einfacher Ordnungsmittel, wie Farben (Schwarz für Informationen, Tops, relevante Stichworte, Blau für zusätzliche Beschreibungen, die abgehoben werden sollen, Grün für zentrale Sätze, Zitate und Glaubensmotti, die im Gespräch fallen, und Rot für die zentralen Supervisionsanliegen, das, worauf sich die Konzentration richten soll, To-do-Listen und Verabredungen) und eine gestalterisch wie „leicht hingeworfene“ Anordnung auf dem Papier.

Wie gesagt, für mich ist das Thema nicht „Wie ich mein Flipchart in Supervisionen einsetze“, sondern ein Buch voller interessanter Fallgeschichten. Es sind sehr lebendige Geschichten, die Hartwig Hansen aufschreibt, ich würde sie gerne betiteln: „Wie ich mal ein Auftragskarussell entwickelte“ oder „Wie ich mal aus dem ,Alles ist viel zu viel!‘ mit der Eisenhower-Matrix zum Prioritätensetzen anregte“, „Wie ich das Wertequadrat einsetzte“, „Wie ich mit Schwere im Team umging“ u.v.m. Dabei zeigt sich Hartwig Hansen als Kenner eines sehr breiten Supervisionsmethodenpools, der neben der kleinen Supervisionsstofftasche mit Ordner, vier Eddings und ein paar Bildern sein großes Supervisionsgepäck ausmacht.

Die Arbeit mit dem Modell von Schulz von Thuns Innerem Team hat mich besonders gefreut, weil ich auch gerne damit arbeite. Hansen macht jedoch auch eher businessorientierte Methoden, wie die SWOTAnalyse, für den Einsatz in psychosozialen Arbeitsfeldern schmackhaft.

Alle 60 Fallgeschichten, zusätzlich mit der Einleitungsgeschichte und der Einführung 62, sind beeindruckende „Wie ich mal …“ Geschichten, einfach, aber nicht leicht.

Ich habe das Buch mit Gewinn und Vergnügen gelesen und empfehle es daher gerne.